Unsere Geschichte

2003 - 2006

Die Rekonstruktion der Schule

Am 09. Februar 2000 fasste der Chemnitzer Stadtrat einstimmig den Beschluss über die Entwicklung der beruflichen Schulzentren der Stadt Chemnitz. Im Oktober 2000 erfolgte im Stadtrat der Beschluss zur Aufhebung des BSZ für Technik IV – Schloßstraße und dessen Zuordnung zum BSZ für Technik II – Handwerkerschule zum Ende des Schuljahres 2000/2001.

Dies wurde im Juli 2001 durch das Sächsische Staatsministerium für Kultus unter der Maßgabe, dass alle in der Schloßstraße befindlichen Ausbildungsrichtungen, Klassen, Lehrer und das Schulgebäude in das BSZ – Handwerkerschule integriert werden, bestätigt.
Damit gelang die Bestandssicherung des vereinten Berufsschulzentrums. Für die Stadt Chemnitz bestand nun die Aussicht, Fördermittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zu erhalten. Nun war der Weg frei für die Rekonstruktion der beiden altehrwürdigen Gebäude sowie für die Modernisierung der Werkstätten und Fachunterrichtsräume einschließlich deren Ausstattung.

Im Jahr 2000 begannen die vorbereitenden Planungen für die Generalsanierung an der Schule. In einem fortwährenden Prozess unter Einbeziehung des Schulverwaltungsamtes, des Hochbauamtes, des Regionalschulamtes, des zu ständigen Architektur- und Planungsbüros Iproplan sowie weiterer begleitender Ämter wurde die Rahmenplanung über mehrere Jahre konkretisiert, verworfen, verbessert und letztlich bestätigt. In den Sommerferien 2003 erfolgten die Auslagerung der gesamten Ausbildung des Gebäudes Schloßstraße sowie der Baubeginn für dieses Haus und den Verbindungsneubau. Genau ein Jahr später wurde das Haus Promenadenstraße leer gezogen. Nicht nur die Logistik für die Umsetzung der schweren Maschinen der Holz- und Metallbearbeitung musste gut durchdacht sein, sondern auch die Unmengen an Möbeln, Lehr- und Unterrichtsmitteln, Verbrauchsmaterial und sonstiger Technik wollten bewältigt sein.
Unzählige Müllcontainer wurden mit Altmaterialien, die aus den Tiefen der Häuser hervorquollen, gefüllt und abtransportiert. Obwohl bei dem Einen oder Anderen die Nerven in dieser Zeit blank lagen, ist es dem Fleiß und der Übersicht aller Beteiligten zu verdanken, dass sowohl nach dem Umzug im Jahr 2003 als auch 2004 in den Auslagerungsobjekten pünktlich und ordentlich der Unterricht wieder beginnen konnte. Insgesamt wurde während der Auslagerung an sieben Stellen in der Stadt unterrichtet.

Während dieser Zeit fand federführend durch das Planungsbüro unter Einbeziehung des Kollegiums die Ausstattungsplanung statt. Über den Stand des Fortgangs der Rekonstruktion wurde das Kollegium in Dienstbesprechungen und Lehrerkonferenzen informiert. Mehrere Baustellenbesichtigungen mit den Lehrern vermittelten den aktuellen Baufortschritt und sollten die Verbindung zur neuen wie alten Schule nicht abreißen lassen. Ca. 80 Bauberatungen, Baustellenbesichtigungen und eine Reihe weiterer Beratungen verdeutlichen die Kontinuität dieser Arbeit. Im März 2006 begann man, die ersten Ausrüstungen aus dem Zwischenlager in Rabenstein zurück in das Gebäude Schloßstraße zu bringen. Nach der bauseitigen Übergabe wurde auch das Gebäude Promenadenstraße eingerichtet. In den Sommerferien 2006 fand der Rückzug aller ausgelagerten Bereiche statt, so dass der Unterricht am 04. September 2006 im rekonstruierten Berufsschulzentrum planmäßig begann und am 06. September die Einweihung des neuen Gebäudes gefeiert werden konnte. An der Rekonstruktion waren über 160 bauausführende Firmen beteiligt. Die Europäische Union förderte dieses Vorhaben mit fast 11 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt Chemnitz lag bei reichlich 5 Millionen Euro.

1910

Schloßstraße 3

Fährt man vom Chemnitzer Stadtzentrum die Hartmannstraße entlang, so ist nach dem Passieren der Brücke über die Chemnitz auf der rechten Seite ein imposantes Schulgebäude zu sehen. Die Fassade erinnert an die italienische Hochrenaissance. Dieses vom Chemnitzer Architekten Emil Ebert entworfene Schulgebäude wurde am 21. September 1910 als Reformschule seiner Bestimmung übergeben.

1912 unterrichteten 36 Lehrer bereits 700 Schüler. Ab 1915 nannte sich die Schule dann Reformgymnasium mit Realschule. Die Lehranstalt zählte zu den fortschrittlichsten dieser Zeit, da sie über moderne Unterrichtsmittel verfügte. Diese kamen von Spendern, so auch die noch immer funktionsfähige Jehmlich-Orgel, die damals Eltern stifteten.
1945 ging die Schule im Bombenhagel in Flammen auf und wurde erheblich beschädigt. Ein halbes Jahr später konnte nach Notreparaturen die nun zur Oberschule Schloßstraße umbenannte Einrichtung ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Erst zu Beginn der 50er Jahre waren die Kriegsschäden vollständig beseitigt und die Fassade fast originalgetreu wieder hergestellt.

Ab 1949 begann im Gebäude die Ära der Berufsschule, anfänglich in Allianz mit der benachbarten Handwerkerschule. Die Bezirksbauunion Karl-Marx-Stadt übernahm 1957 das Gebäude als Betriebsberufsschule. In dieser Zeit wurden jährlich etwa 900 Lehrlinge in fast allen Bauhaupt- und Nebengewerken unterrichtet.
Nach der Kommunalisierung des Gebäudes 1990 entstand das Berufsschulzentrum für Technik IV. Im Jahr 2001 wurde das Berufsschulzentrum für Technik IV an das Berufsschulzentrum für Technik II – Handwerkerschule angeschlossen.

1912

Promenadenstraße 2

Am 13. April 1912 wurde in Chemnitz ein stattlicher Schulneubau an der Promenadenstraße als III. Fortbildungsschule eingeweiht. Im Schulgebäude befanden sich 10 Lehrerzimmer, 12 Zeichensäle, 9 Werkstätte, 1 Bücherei, 7 Sammlungszimmer und 21 Klassenzimmer.

Mit 93 haupt- und nebenamtlichen Lehrern wurde Unterricht in 100 Klassen in 21 Berufen begonnen und noch im Jahr 1912 mussten durch regen Zulauf von Jugendlichen die Klassen auf 133 erhöht werden. Der wöchentliche Unterricht betrug damals je Klasse 4 bis 6 Stunden.
Seit 1928 nur noch für die Ausbildung in handwerklichen Berufen ausgerichtet, hat die Ausbildungsstätte das Niveau und den Fleiß sächsischer Handwerker bestimmt und erhielt 1928 den Namen „Handwerkerschule“.

Der Wandel des Bildungs- und Erziehungsauftrages an der Handwerkerschule Chemnitz ging infolge unterschiedlicher gesellschaftlicher Bedingungen an Lehrkräften und Lehrlingen nicht immer spurlos vorüber. In enger Zusammenarbeit der Lehrer der Handwerkerschule mit Handwerksbetrieben, Meistern und nebenamtlichen Lehrkräften aus der Praxis konnten viele Situationen im Interesse der Ausbildung gemeistert werden. Die Einführung neuer Lehrpläne, die wiederholte Eingliederung praktischer Tätigkeiten in Werkstätten und Laboren in die schulische Ausbildung sowie das große Engagement der Lehrkräfte ließen nach 1990 die Hoffnung aufkommen, dem Handwerk auch in der Berufsausbildung wieder einen sehr hohen Stellenwert zukommen zu lassen.

1910

Die Jehmlich-Orgel - ein historisches Juwel unserer Schule

Diese Orgel (Opus 293) wurde im Jahr 1910 von der Firma Jehmlich Orgelbau Dresden für die Reformschule an der Schloßstraße gebaut und noch im August hinter der Bühne der Aula montiert. Aus Anlass der Schuleinweihung am 21. September 1910 schenkte die Elternschaft der Schule diese Orgel zum Preis von ca. 6500 Mark. Die Orgel besitzt insgesamt 14 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedale.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Orgel nicht weiter beachtet und bei Dacharbeiten um 1985 völlig demoliert, sogar Pfeifen kamen abhanden. Nach der Wende erfolgten schrittweise ab 1992 über Geldspenden des VER e.V. (Verein ehemaliger Reformschüler) die nötigsten Reparaturen dieser alten Orgel. So wurden drei komplette Register käuflich erworben. Von der ausgebauten Jehmlich-Orgel (Opus 450) der Trinitatiskirche Hilbersdorf erhielten wir zum Kauf ein Register und verschiedene einzelne Pfeifen. Alle 900 Pfeifen wurden einzeln abgestimmt. Zu einer Schulfeier für ehemalige Reformschüler am 21.10.1995 konnte die Orgel wieder erklingen.

Mit der Generalsanierung der Schulgebäude im Zeitraum von 2003 bis 2006 war nunmehr der Zeitpunkt gekommen, die Orgel ebenfalls einer grundlegenden Reparatur zu unterziehen. Es wurde festgestellt, dass viele Teile überarbeitet bzw. erneuert werden müssen. Die Orgel wurde vor der Sanierung der Gebäude demontiert und ausgelagert. Ab Herbst 2006 wurden durch die Firma Jehmlich Reinigung, Überholung, Wiedereinbau und Intonation des Instrumentes vorgenommen. Der Förderverein der Handwerkerschule finanzierte das ehrgeizige Projekt mit Spenden und Fördermitteln in einer Höhe von über 30.000,00 Euro. Am 1. Juni 2007 wurde im Rahmen einer gelungenen Festveranstaltung die Orgel wieder eingeweiht und der Schule zur Nutzung übergeben.